baby, you can park my car

14 11 2010

es ist mal wieder festival-zeit in montréal. dieses mal: dokumentarfilm-festival. das heißt: ab ins kino, anschnallen und genießen. in diesem fall war es wirklich wörtlich zu nehmen. ich hatte ehrlich gesagt keine ahnung was mich unter dem titel „the parking lot movie“ erwarten würde. wie um alles in der welt soll man denn bitte einen 80-minütigen dokumentarfilm über parkplatzwächter füllen und eine spannende geschichte erzählen?

ich war wirklich skeptisch, aber ich muss sagen: selten so eine unterhaltsame aber gleichzeitig auch intelligente und irgendwo anrührende doku gesehen!

der film erzählt die geschichten von parkplatzwärtern in den usa und lebt davon, dass diese jungs alle irgendwo komplett bescheuert, der welt entrückt aber doch auch sehr liebenswürdig sind. manche von ihnen arbeiten noch immer als parkplatzwärter, andere sind mittlerweile uni-professoren. klingt unglaublich – macht aber den reiz des films aus.

sollte „the parking lot movie“ also irgendwann mal in deutschland laufen: unbedingt anschauen! als kleinen vorgeschmack könnt ihr auch gerne einfach schon mal HIER klicken und euch den trailer anschauen. schließlich ist das nicht nur ein parkplatz – it’s a battle with humanity, die sogar die new york times begeistert hat. na dann!





es gibt dinge zwischen himmel und erde…

8 11 2010

… die sind und bleiben für mich einfach unbegreiflich. kanada ist ein land der westlichen welt: hoch zivilisiert, hoch entwickelt, alles bestens – und doch hat man manchmal so seine zweifel.

ich weiß nicht, wer von euch schon einmal vom sogenannten human development index (hdi) gehört hat. der hdi wird jährlich von den vereinten nationen veröffentlicht. er wurde von mehreren international anerkannten ökonomen entwickelt und soll die menschliche entwicklung in den verschiedenen ländern der welt messen.

während bei einem wert wie dem allseits bekannten bruttoinlandsprodukt lediglich die wirtschaftsleistung (pro einwohner) berücksichtigt wird, ist der hdi-ansatz breiter gewählt. hier fließen unter anderem auch faktoren wie lebenserwartung und bildungsgrad der bevölkerung ein. der faktor lebenserwartung gilt als indikator für gesundheitsfürsorge, ernährung und hygiene; bildungsniveau und einkommen für erworbene kenntnisse, die teilhabe am politischen und öffentlichen leben.

das einfach mal als theoretischer unterbau.

in der jährlichen hdi-bewertung schneidet kanada eigentlich immer sehr gut ab. lange jahre führte es die hdi-liste an, im jahr 2009 lag kanada weltweit auf rang vier – hinter norwegen, australien und island. zum vergleich: deutschland erreichte in der gleichen erhebung lediglich rang 22 – zwischen großbritannien und singapur.

aber ganz ehrlich: wenn ich mich hier manchmal so umschaue, dann zweifle ich erheblich an der aussagekraft dieser rangliste. ok, die feinheiten in bildungs- und gesundheitssystem maße ich mir nicht an, beurteilen zu können. aber wenn ich einfach nur auf die straße trete, mir infrastruktur und hygiene anschaue, dann habe ich doch wirklich meine zweifel.

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was ihr auf dem foto seht ist nicht die stromversorgung innerhalb eines ghettos. nein, das sind die stromleitungen in einem respektablen montréaler stadtviertel. und das ist wirklich kein einzelfall. so sieht es hier überall aus! von den übelst frost-geschädigten straßen oder straßen, die plötzlich in einen feldweg übergehen, will ich an dieser stelle mal lieber gar nicht sprechen – war ja auch bisher immer ein mietwagen, mit dem ich hier unterwegs war. da sag ich nur „don’t be gentle, it’s a rental!“

was lernen wir aber aus der ganzen sache? der faktor „infrastruktur“ wird auf keinen fall in die berechnung des hdi einbezogen. definitiv nicht. und was das thema hygiene angeht, bin ich mir wirklich auch nicht so sicher – aber der große themenkomplex „müll-hygiene“ ist dann ein eigenes blogthema.





das hochfest halloween

30 10 2010

am wochenende ist feierwochenende in ganz kanada: halloween. in deutschland eigentlich nicht mehr als eine randnotiz (abgesehen von den ganzen halloween-partys, die in den vergangenen jahren immer mehr zugenommen haben), ist dieses fest hier wohl das größte überhaupt. hier werden vorgärten mit kürbissen, gefakten spinnweben, grabsteinen und skeletten dekoriert, dass es nur so kracht.

aber das ist beim besten willen noch nicht alles. das passende kostüm ist hier wirkich essentiell. um das zu bekommen, muss man einfach in einen laden um die ecke gehen und schon kann man sich mit allem nötigen (und vor allem unnötigen) krimskrams eindecken.

gibt's hier was geschenkt?

oder man geht in einen speziellen laden, der ausschließlich rund um halloween seine türen öffnet, und shoppt dort. für die kanadier scheint das wohl die beliebteste option zu sein. ich bin dieser tage an einem dieser shops vorbei gelaufen und ich bin vor lauter staunen fast über den nächsten mülleimer gefallen!

 

der laden selbst war proppenvoll und vor der tür stand eine menschenschlange von ungelogen 50 metern länge! alle wollten da rein! jetzt gibt zwei möglichkeiten: entweder ist dieser laden der hippste halloween-laden schlechthin oder die kanadier sind einfach unglaublich halloween-geil. ich tippe auf letzteres. das letzte mal, dass es in deutschland solche schlangen gab, war wohl, als die ersten bananen in die ddr geliefert wurden!

ich werde von diesem ganzen halloween-trubel aber wohl nicht allzu viel mitkriegen. am wochenende ist nämlich wieder reisezeit. mit dem auto geht es rund drei stunden gen norden – nach québec city, die hauptstadt unserer gleichnamigen provinz und wenn ich recht weiß, dann ist dieses städtchen jetzt nicht unbedingt als partyhochburg verschrien..! mal schauen.

schönes wochenende nach deutschland!





wochenende – tv-time!

17 10 2010

ja, klingt nicht gerade super spannend – kann es aber sein. vor allem, wenn man fernsehwerbung deutscher firmen im ausland sieht und dabei feststellen muss: hey, im ausland sind die ja durchaus viel witziger als auf dem heimatmarkt. und warum? der zauberbegriff heißt „vergleichende werbung“.

bei uns ist das zwar mittlerweile erlaubt, wird aber nicht soooo häufig eingesetzt. in nordamerika ist das aber durchaus gängig – ich erinnere an dieser stelle nur allzu gerne an die kleinen nickligkeiten zwischen coca cola und pepsi (spot 1, spot 2, spot 3).

und welche deutschen firmen könnten sich auf ähnliche art und weise und dann auch noch auf augenhöhe batteln? richtig: deutsche automobilkonzerne!

in nordamerika haben es wohl gerade audi und bmw aufeinander abgesehen. ich habe die tage den audi-spot gesehen – jetzt hat w&v darüber berichtet: audi hat einen spot produziert, der von der ewigen rivalität unter freunden erzählt. die geschichte vom zielstrebigen aufsteiger und vom zweiten sieger – „… unsere freunde bei bmw wissen genau, wie sich das anfühlt.“

jetzt aber bitte kein falsches mitleid mit bmw. vor ein paar monaten haben die selbst einen spot produziert, der gegen den mitbewerber schießt. hier die deutsche originalversion des spots:

und weil ich davon so angefixt war, hab ich einfach mal noch ein bisschen weiter gesucht und tatsächlich ein paar ältere spots gefunden, in denen man gerne die kollegen bei den anderen firmen ein bisschen auf die schippe nimmt:

und den hier kann ich leider nicht einbetten – deshalb den link:





grün, rot, gold

4 10 2010

feiertag in deutschland – ausflugstag in kanada! das hieß heute: auto mieten, raus vor die tore der stadt und dann einfach natur pur genießen.

wie sich das für tüchtige ausflügler gehört, hat heute morgen um 6.30 uhr der wecker geklingelt und dann gings auch schon los. per metro und expressbus mussten wir heute nämlich bis raus an den flughafen. sonntags scheinen alle autovermieter in montréal ausgebucht zu sein! die einzige station, die noch wagen verfügbar hatte: die avis-station am flughafen.

nach einer halben weltreise sind wir dann heute morgen dort angekommen, haben ein auto und dieses mal auch ohne probleme ein navi bekommen und dann gings auch schon los. gen norden, richtung nationalpark mont tremblant. da waren wir vor zwei wochen zwar schon einmal. allerdings war da noch alles grün.

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da wir mittlerweile aber schon fast nachtfrost haben (und morgens um 6.30 uhr die temperaturen nur knapp über dem gefrierpunkt liegen) hat die blattfärbung eingesetzt. wer im moment durch laubwälder fährt und läuft, der ist mittendrin im grün-rot-goldenen farbenmeer. das ist einfach der wahnsinn! solche farbenpracht habe ich in deutschland noch nie gesehen. es scheint fast, als hätte jemand sämtliche rot-, gelb- und orange-töne, die sich im farbenkasten finden lassen, ausgekramt und damit die blätter eingefärbt. einfach fantastisch! und das alles natürlich eingebettet in feinste kanadische natur- und seen-landschaften.

und weil wir dieses großartige schauspiel nicht nur aus dem auto heraus genießen wollten, sind wir natürlich auch ausgestiegen und gewandert. „geklettert“ wäre wohl fast der bessere ausdruck. es ging nämlich eine skipiste nach oben – nicht per gondel wie die anderen luschen, sondern zu fuß!

wer weiß, vielleicht geht es ja mit den temperaturen weiter so rapide abwärts und dann können wir demnächst noch ein drittes mal zum mont tremblant fahren – dann geht’s die berge aber mit der gondel nach oben und den skiern nach unten. yeeha! und dann will ich auch einmal in einem dieser unglaublich künstlich wirkenden hotels (siehe fotos) schlafen…





krasse karren – teil III

26 09 2010

heute allerdings (fast) ohne krasse karren. dafür geht’s um ihren natürlichen lebensraum: die rennstrecke. mitten im sankt-lorenz-strom und damit direkt bei der stadt liegt die künstliche ile notre-dame. und über diese insel schlängelt sich auf fast 4,4 kilometern länge der circuit gilles villeneuve. benannt nach dem ehemaligen kanadischen formel-1-rennfahrer (für alle insider: gleichzeitig auch vater des ex-schumacher-konkurrenten jacques villeneuve).

heute ging’s dort allerdings ganz friedlich zu: keine heulenden motoren, kein benzin-geruch und nach verbranntem gummi hat es auch nicht gestunken. stattdessen war der kurs für radfahrer, inliner und fußgänger freigegeben. und ein paar autos durften auch darauf rumfahren – allerdings nur unter den strengen augen des gesetzes (siehe bilder – sehr spaßig, wie ich finde).

es ist schon lustig auf so einer start- und zielgeraden bzw. auf der pole zu stehen und dabei den blick von (früher hätte ich an dieser stelle „schumi“ geschrieben. immerhin hat der hier sieben mal gewonnen.) sebastian vettel zu haben. es ist aber schon ein wenig beängstigend zu sehen,  wie eng so eine rennstrecke tatsächlich ist! also ich wollte da nicht mit 300 km/h an der mauer vorbei blasen. da die strecke nämlich wie beschrieben auf einer insel liegt, ist es mit auslaufzonen nicht allzu weit her…

meine lieblingsbilder: die doch ein wenig niedrig angesetzte geschwindigkeitsbegrenzung, die angekündigten radar-kontrollen und das halteverbot. ich gebe zu, das erwartet man jetzt nicht unbedingt auf einer rennstrecke…

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fast food und freudentränen

20 09 2010

mit so einer formvollendeten alliteration könnte ich – wenn es nach stefan niggemeier geht (für alle, die es nicht sehen: dieser einschub ist ein link. also ruhig mal draufklicken.) – definitv bei spiegel online anfangen. aber wollen wir mal nicht über die zukunft spekulieren, widmen wir uns lieber dem hier und heute.

ok, ich kann’s nicht lassen mit den alliterationen… sorry.

für leute mit ausgeprägtem sinn für political correctness möchte ich an dieser stelle noch anmerken: die letzten beiden absätze bitte nicht lesen. ihr verpasst (fast) nichts und habt trotzdem einen überblick über meinen tag.

mein SONNtag hat heute wirklich journalisten-unfreundlich früh angefangen: sieben uhr aufstehen, mietwagen zurückbringen. aber: mein stopp an der tankstelle hat mich für alles entschädigt. 30 liter gingen in den tank, bezahlt habe ich dafür 30,61 CAD. das sind nach heutigem wechselkurs – bitte festhalten: 22.69 euro. wahnsinn! hier kostet der liter sprit wirklich nicht mehr als 75-80 (euro-)cent. da treibt es einem an der zapfsäule wirklich fast freudentränen in die augen!

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habe ich dieser tage übrigens den beginn des kanadischen herbstes ausgerufen?  ich nehme alles zurück und behaupte das gegenteil! wir hatten heute fantastisches spätsommerwetter: strahlenden sonnenschein, angenehme temperaturen und fast keine wolke am himmel. und ich habe heute abend tatsächlich einen veritablen sonnenbrand im gesicht…

den tag habe ich nämlich auf dem namensgebenden hausberg montréals verbracht: dem mont royal. mit 233 metern ist er der höchste punkt der stadt und bietet einen fantastischen panoramablick über selbige (anmerkung der redaktion: diese formulierung wurde bewusst und ausschließlich zur erheiterung von t. otto eingebaut). seit ein paar jahren besteht übrigens eine vorschrift, die bauten über 233 metern höhe verbietet. nichts soll den blick auf den berg versperren. auf dem gipfel steht ein 40 meter hohes gipfelkreuz, das bei nacht beleuchtet wird. da ich aber bei strahlendem sonnenschein unter tag da war, müsst ihr mir das jetzt einfach glauben und euch mit dem tag-foto begnügen oder diesem wikipedia-link folgen.

im park rund um den gipfel wimmelt es übrigens nur so von eichhörnchen. die sind fast schon ein wenig zu zutraulich. wenn es futter gibt, dann springen die sogar schon fast auf die hand. und da sind wir auch schon beim problem: ganz viele besucher füttern die tierchen mit allem, was sie gerade in der hand oder tasche oder handtasche haben. so auch die chinesische familie heute mittag. da gab’s für die tierchen dann eine doppelte portion nachos – keine ahnung ob natur, käse oder chili. im interesse der tiere hoffe ich auf jeden fall mal nicht letzteres…

fabienne war davon verständlicherweise so ganz und gar nicht angetan – sie machte sich wirklich sorgen um die gesundheit der tierchen. ich mir auch – allerdings aus anderen gründen. meine vermutung: wer bernhardiner isst, dem schmecken bestimmt auch eichhörnchen. ich musste die ganze zeit daran denken, dass die eichhörnchen mitten in der stadt wohl nicht allzu viele natürliche fressfeinde haben – außer vielleicht denen mit den geschlitzten augen.

und damit wären wir auch schon wieder bei der fast-food-alliteration vom anfang.





montréal ist nicht québec

19 09 2010

heute war klassenfahrt. ok, kleine klasse (zwei „schüler“), aber für deutsche verhältnisse große fahrt. fabienne und ich haben uns heute ein auto gemietet und dann ging’s ab gen norden. wobei – ganz so schnell ging’s dann doch nicht. leider hatte die avis-station keine navis mehr im angebot. blöd. also hat uns der gute vermiet-mann dann zur nächsten station geschickt – leider erfolglos. wir haben uns einen wolf gesucht, zig tausend menschen gefragt, wieder mit der ausgangsstation telefoniert – keiner konnte uns sagen wo diese besch… station ist. also haben wir uns ganz oldschool eine im maßstab viel zu groß dimensionierte québec-karte gekauft und sind mit dieser und einem u-bahn-plan auf eigene faust losgezogen.

und siehe da: wir kamen auf anhieb aus montréal raus und sogar ohne verfahren bis an unser ziel: den parc-national du mont-tremblant. der liegt ungefähr zwei stunden nördlich von montréal und bietet natur pur. herrlich! leider hat der indian summer noch nicht so richtig eingesetzt. die bäume sind also noch alle ziemlich grün, aber in spätestens zwei wochen dürfte das wohl ganz anders aussehen.

leider hat uns die erfolglose avis-stationssucherei einige zeit gekostet, so dass wir erst nachmittags am nationalpark angekommen sind als sich die sonne so langsam verzogen hat. trotzdem hat’s noch für ein picknick im freien, ein fußbad im fluss (ja, ich war da drin – auch wenn es mittlerweile schon ein wenig frisch ist. aber – den ramberg-hüttenaufenthalten sei dank – is der bub ja abgehärtet!) und einige meter laufen gereicht. das geile in dem park: irgendwann hört die geteerte straße einfach auf und es geht auf sand und schotter weiter. von den unterwegs-toiletten gar nicht zu sprechen.

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was wir aber feststellen mussten: je weiter man sich von montréal entfernt, desto rapider abwärts geht’s mit den englischkompetenzen der einheimischen. man könnte aber auch durchaus unterstellen, dass der wille, englisch zu sprechen, nicht sonderlich stark ausgeprägt ist. im supermarkt lief es jedenfalls ausschließlich auf französisch.

lustige begegnungen am rande: im park haben wir noch einen paddler mitgenommen, der zu seinem auto am eingang zurück musste, um damit seine familie im park abzuholen. der gute kam aus frankreich, arbeitet in kanada für einen deutschen autozulieferer aus nürnberg und konnte ein paar brocken deutsch. man muss hier wirklich aufpassen, was man sagt: entweder man trifft direkt auf deutsche oder auf menschen, die irgendwann, irgendwo, irgendwie mal ein paar brocken deutsch gelernt haben.

für mich weniger schön: am parkeingang hab ich mit der rangerin im kassenhäuschen in meinem besten französisch palavert – und was sagt die tante? „vous parlez bien le francais – avec un petit accent…“ ich glaub, es geht los! die lassen mich hier radio machen – da soll die mir nochmal was von akzent erzählen. pah!

achja: eigentlich wirklich zur genüge bekannt, trotzdem immer wieder komisch: kanadische highways und die tempolimits. diese dinger sind sechsspurig (!!), verfügen zusätzlich über insgesamt vier standspuren, haben in der mitte einen grünstreifen, der so breit ist wie eine komplette deutsche autobahn, und man kann gefühlte zehn kilometer weit schauen. trotzdem gilt hier tempo 100 (stundenkilometer – nicht meilen)!!! abgesehen davon, dass unsere komische nissan-automatik-schüssel nicht wirklich stark im anzug war, juckt es einen da doch schon ganz gehörig im fuß. vor allem, wenn man wie wir heute rund 500 kilometer runterspult.

ich habe ja den verdacht, dass die kanadische luftverkehrslobby da ihre finger im spiel hat und die leute mit diesen unglaublich niedrigen tempolimits zum fliegen „bewegen“ will. ist nur eine vermutung. hat aber eine gewisse logik. finde ich zumindest.

übrigens: wer glaubt, dass die problemlose hinfahrt ein zufall war, der irrt gewaltig. wir haben sogar bis zurück vor die haustür gefunden. bei nacht. wenn das mal nix ist!





kanada ist nicht gleich kanada…

18 09 2010

… und schon gar nicht die usa!

ja, ich lebe im moment in kanada. wobei – vielleicht sollte ich es ein wenig präzisieren. ich lebe in québec. außer mir wohnen noch rund 7,5 millionen andere menschen in dieser region – schön verteilt auf über 1,5 millionen quadratkilometer. das macht fünfkommairgendwas einwohner pro quadratkilometer. hier muss also wirklich niemand platzangst bekommen. tatsächlich liegt québec damit aber noch über dem kanadischen durchschnitt! in und um montreal sind es übrigens rund 3,5 millionen.

das internationale "stop" ist hier nicht sonderlich beliebt - weil englisch...zum vergleich: deutschland erstreckt sich über eine fläche von nicht einmal 360.000 quadratkilometern – also über weniger als ein viertel der fläche québecs. trotzdem leben in deutschland 82 millionen menschen. das macht ungefähr 230 menschen pro quadratkilometer.

ihr seht: die größenunterschiede sind gewaltig. und dabei ist québec nur eine von insgesamt zehn kanadischen provinzen (und drei weiteren territorien. ist alles ein bisschen kompliziert, ich weiß. so ganz genau verstanden habe ich es auch noch nicht… auf jeden fall gehören diese territorien nicht zu einer der zehn anderen provinzen.)

wie dem aber auch sei: wir sind jetzt an einem zentralen punkt angelangt. québec ist die größte provinz kanadas und gleichzeitig die einzige region des gesamten nordamerikanischen kontinents mit einer französischsprachigen mehrheit! und obwohl kanada sowohl das englische als auch das französische als offizielle amtssprachen anerkennt, ist die einzige offizielle sprache in québec – dreimal dürft ihr raten – französisch!

es geht aber noch weiter mit den sonderregelungen: seit 2006 ist québec offiziell als „nation im vereinten kanada“ anerkannt. in den vergangenen 30 jahren gab es sogar zwei referenden, bei denen über eine unabhängigkeit québecs von kanada abgestimmt wurde. beide sind zwar gescheitert, aber jeweils nur sehr, sehr knapp.

wie dem auch sei, jetzt habt ihr mal einen kurzen überblick über die komische gemengenlage, in der ich hier lebe und arbeite. diese permanente auseinandersetzung zwischen anglo- und frankophonen kanadiern schlägt sich nämlich nicht nur in der politik, sondern natürlich auch im alltag nieder. beispiele gefällig?

  • in montreal variiert die gesprochene sprache je nach stadtviertel. die meisten sind französischsprachig, es gibt aber auch englischsprachige – gerade rund um die beiden anglophonen universitäten.
  • beschilderung, werbeanzeigen, ansagen – alles ist zunächst mal auf französisch. wenn man glück hat, dann auch auf englisch. aber man hat eben nicht immer glück. das ganze geht sogar so weit, dass auf einem stopp-schild nicht das international gültige und verstandene „stop“ steht. hier heißt es „arrêt“.
  • bei unserem sender gibt es – wie in frankreich auch – eine musik-quote. 80 prozent der gespielten lieder müssen französischsprachig sein. keine leichte aufgabe, hier die musik auszusuchen – vor allem da die französische musikkompetenz eines deutschen normalerweise gegen null tendiert.
  • mcdonalds existiert hier nicht. ok, das ist jetzt vielleicht ein wenig übertrieben, aber mehr als zwei fillialen habe ich hier noch nicht gesehen. die ganzen großen amerikanischen fast-food-ketten fehlen hier. die einzige, die man hier des öfteren sieht, ist subways. ansonsten gibt es hier viele inhabergeführte restaurants oder ketten, die man eben einfach nicht kennt. das ist durchaus ein plus – aber eben nicht unbedingt das, was man von nordamerika erwartet…
  • die frankophone dominanz macht québec gerade bei franzosen sehr beliebt. die gehen ins ausland – sogar nach nordamerika! huihui…!!! – müssen aber nicht dieses komische und bei vielen nicht sonderlich beliebte englisch sprechen. vielleicht ist das aber auch besser so. hier beim sender habe ich sehr viele französische kollegen. und wenn die englisch sprechen, dann klingt das entweder grauenvoll oder geht nicht über den wortschatz eines grundschülers hinaus. oder beides. in frankreich wohl sehr beliebt: das kinderlied „heads and shoulders, knees and toes“. das können sie alle. leider. über die dauer eines ganzen abends kann das wirklich ermüdend werden… die waren total perplex als sie herausgefunden haben, dass ihr deutscher kollege ja nicht nur „super französisch“, sondern obendrein auch noch englisch sprechen kann. wahnsinn! und wenn die jetzt noch wüssten wie leicht mir das pfälzische über die lippen geht – die würden ausflippen ob dieser multilingualität!

soviel einfach mal zu den innerkanadischen unterschieden. ich bin mir aber sicher, dass ich am wochenende noch mehrere kennenlernen werde. samstag ist nämlich ausflugstag! auto ist reserviert und gemeinsam mit meiner lieblingsmitstipendiatin fabienne geht es mal ein wenig ins montrealer umland – allerdings nicht so weit. ihr wisst schon: die distanzen… ich bin auf jeden fall mal gespannt, was uns dort an eigenheiten erwarten wird.

bis dahin, yours truly – oder eben: veuillez agréer, madame, monsieur, l’expression de mes sentiments distingués…





krasse karren – teil II

15 09 2010
krasse karre

krasse karre

ich weiß nicht, ob in kanada ein technischer überwachungs-verein (so heißt der tüv tatsächlich mit vollem namen – wer hätte es gewusst?!) existiert. aber wenn ich solche autos sehe, dann zweifle ich wirklich daran. und wenn der kofferraum schon so ausschaut, dann will ich gar nicht wissen, wie es um motor, bremsen und sonstige verschleißteile bestellt ist…

kleine geschichte am rande – ist zwar mittlerweile schon ein paar tage her, aber sie geht mir noch immer nach. für unsere sendung machen wir woche für woche ein interview mit einem europa-experten, der immer zwei aktuelle geschichten aus osteuropa bzw. aus frankreich erzählt. vor kurzem war die rigorose französische abschiebepolitik gegen die roma thema. unser experte erzählt also die geschichte über massenhafte abschiebungen und welche musik haben die kollegen nach exakt diesem gespräch eingeplant? ein titel mit dem namen „bye, bye“. nach einem beitrag über abschiebung!

ich habe das nach einem blick auf den sendeplan noch vor der sendung angesprochen und gefragt, ob das so glücklich ist und nicht vielleicht als äußerst zynisch aufgefasst werden könnte – die bedenken konnte allerdings keiner der kollegen nachvollziehen. lapidare antwort: „das ist doch ein liebeslied!“