wanna cake?

22 10 2010

ich habe ja schon ein paar mal von der freundlichkeit der kanadier erzählt. doch dieses nette verhalten haben die kanadier nicht für sich gepachtet, es scheint sich auch auf einwanderer zu übertragen. diese geschichte ist zwar mittlerweile schon ein paar tage her, ich muss sie aber trotzdem noch erzählen.

wir waren in einem libanesischem fast-food-laden essen: amir. das ganze ist, wie wir mittlerweile wissen, eine kette, die es in ganz montréal gibt. und auch wenn die gerichte auf großen leuchttafeln angepriesen, auf papptellern und mit plastikbesteck serviert werden – es hat dort nicht dieses mcdonalds-flair.

alles in dem laden ging gemütlicher zu. da stand die ganze familie hinter dem tresen (und wenn ich ganze familie schreibe, dann meine ich die ganze familie: von der kleinen tochter mit maximal zehn jahren bis hin zum papa/opa über 60).

auf jeden fall hat uns die ganze familie schon ganz geduldig bei der essensauswahl beraten – was wirklich gar nicht so einfach war, wenn man bedenkt, dass der durchschnittsdeutsche nicht mal den unterschied zwischen shish taouk und shawarma kannte (und noch immer nicht wirklich kennt).

und während wir da so beim essen saßen, hat die familie in einer ecke des restaurants angefangen, ein geburtstagsständchen zu singen. wir dachten zunächst für eines der kinder – aber: weit gefehlt. es war der papa. der kam dann mit zwei stücken kuchen – wohlgemerkt: kein kuchen aus der theke, sondern „familienkuchen“ – zu uns an den tisch und fragte, ob wir nicht auch was abhaben wollen…

das konnten wir natürlich nicht ablehnen und haben es zum glück auch nicht getan – der kuchen war nämlich richtig lecker! also, liebe damen und herren vom güldenen m, da müsst ihr mal ein, zwei, drei schippen drauflegen, damit ihr in punkto service und freundlichkeit auch nur annähernd mithalten könnt!





feiererei

21 10 2010

dieser tage komme ich aus dem feiern ja schon gar nicht mehr raus! gestern bergfest, heute premiere – allerdings nicht für mich, sondern vielmehr für meine liebe mitbewohnerin myriam. sie hat heute mit ihrem stück lost baby premiere gefeiert. das konnte ich mir natürlich nicht entgehen lassen.

myriam hat das stück geschrieben, seit wochen mit unzähligen menschen akribisch an dessen umsetzung gearbeitet und seit heute abend steht sie dann für ein paar wochen jeden abend allein auf der bühne. ich kann euch sagen: die anspannung und aufregung in unserer kleinen wg war in den vergangenen tagen mit den händen zu greifen.

aber: es hat sich gelohnt. wow! ich habe zwar kein wort verstanden – schließlich spielt die gute eine übelst heruntergekommene drogenabhängige, die definitiv kein französisch spricht. unglaublich! In 70 minuten habe ich wirklich nur ein paar brocken entschlüsseln können. das übrige publikum scheint es aber verstanden zu haben – es wurde des öfteren gelacht und am ende heftigst und mit stehenden ovationen geklatscht.

natürlich habe ich es mir im vorfeld nicht nehmen lassen, mich ein wenig mit myriam zu unterhalten – ausnahmsweise sogar mal ganz seriös. vergangene woche haben wir nämlich ein kleines interview für meine sendung gemacht. sehr lustig, wenn sich die beiden mitbewohner im studio plötzlich siezen und ausschließlich französisch miteinander reden. da ich hier keinen vernünftigen player für audiofiles auf meinem blog habe, habe ich aus dem audio ein video gemacht. dann seht ihr gleichzeitig die liebe myriam auch mal ein wenig im (stand-) bild.

 

schön auch das kostüm: da myriam ihre rolle wirklich ernst nimmt, hat sie eine richtig fiese perücke machen lassen, hat gelbe und schwarze zähne und zu allem überfluss hat sie sich auch noch die arme von oben bis unten tätowieren lassen. seit einer guten woche hat sie jetzt also schon ihre henna-tattoos auf den armen und lässt sie regelmäßig erneuern – man will ja schließlich gut (darüber lässt sich sicher streiten) aber vor allem authentisch aussehen!

die große überraschung für mich kam dann beim blick ins programmheft: da wird zig verschiedenen menschen gedankt. unter anderem auch ihrem mitbewohner. ha!

ihr mitbewohner (wer es noch nicht verstanden hat: ich!) ist mittlerweile auch an anderer stelle im internet berühmt: an meinem allerersten wochenende hier in montréal haben wir uns ja mit dem bayerischen staatsminister siegfried schneider getroffen. der leitet nicht nur die bayerische staatskanzlei, er ist auch gleichzeitig vorsitzender des mediencampus – der organisation, der ich meinen aufenthalt in montréal verdanke.

jetzt steht ein foto von unserem treffen auch auf der seite des mediencampus‘. zu sehen ist das ganze HIER. wer es nicht auf anhieb findet: einfach mal ein bisschen nach unten scrollen – ist ja schließlich auch schon ein paar tage her…





bergfest

20 10 2010

ich habe gerechnet und gerechnet und gerechnet – das ergebnis steht: heute, 19. oktober (in deutschland ist mittlerweile schon der 20., ich weiß…), ist mein bergfest! ich bin jetzt seit genau 54 tagen in montréal – weitere 54 werden noch folgen. wer will, der kann sich anhand dieser infos natürlich ohne probleme ausrechnen, wann ich wieder nach deutschland komme. aber vorsicht: zeitverschiebung auf dem rückflug nicht vergessen…

ihr habt also noch ein wenig zeit, die andi-freie zeit in deutschland zu genießen und euch zu freuen, dass die armen québecer unter mir leiden müssen (oder umgekehrt?) und nicht ihr. noch heißt es: québec trauert, deutschland feiert – aber nicht mehr allzu lange…

wie auch immer: heute ist nicht nur für mich, sondern auch für meinen kleinen blog hier halbzeit. ich hätte es mir vor meiner abreise aus deutschland ja nicht träumen lassen, aber ich bin mittlerweile richtig blog-abhängig. aus der spaßveranstaltung vom anfang ist inzwischen bitterer ernst geworden. wenn es zeit und umstände zulassen – so habe ich mir zumindest als ziel gesetzt – möchte ich möglichst täglich bloggen. bisher ist mir das ganz gut gelungen und ihr wisst so immer bescheid, was hier in kanada läuft.

was ihr bisher vielleicht noch nicht wusstet: bloggen verändert den blogger bzw. seine sicht auf die welt. man kann nicht mehr einfach durch die stadt laufen, nicht mehr unbeschwert sein leben genießen. plötzlich sieht man alles nur noch durch die bb – die blogger-brille: hab ich schon ein geschichtchen für heute abend? gibt’s dazu passende bilder oder vielleicht ein video? kann ich da was aus dem stehsatz nehmen? ja… ich habe mir tatsächlich mittlerweile einen stehsatz zugelegt!

aus dem kleinen hobby, das euch das lesen ewig langer kettenmails ersparen sollte, ist inzwischen meine persönliche tageszeitung geworden – mit mir als herausgeber, chefredakteur, ressortchef(s), fotograf, layouter… hoffentlich führt das nicht zu einem termin auf der couch nach meiner rückkehr. und ich muss sagen: es macht nach wie vor spaß. ich hoffe, der leserschaft auch.

an dieser stelle möchte ich übrigens anmerken: seit blog-start ende august hatte andiontour.wordpress.com insgesamt über 3200 abrufe. wahnsinn! vielen dank dafür und euch allen weiterhin viel spaß beim lesen!

und was gehört in nordamerika zu jeder richtigen halbzeit? richtig: cheerleader. also gönne ich mir zur feier meiner persönlichen halbzeit auch meine persönliche cheerleader-einlage!

 

manche von euch haben es vielleicht schon gemerkt: seit anfang der woche findet ihr den kleinen paperblog-button „am fuß der rechten spalte“. paperblog ist eine initiative, die als blog-zusammenschau-zeitung fungieren möchte. vor einiger zeit haben die mich mal gefragt, ob ich da nicht mitmachen möchte. mal schauen, wie sich das ganze anlässt. wer will, der kann ja gerne mal dort vorbeischauen – aber nicht vergessen: die richtige musik spielt hier!





„wir sind keine kleinen amerikaner!!!“

19 10 2010

wenn es nach der dame geht, von der dieser ausspruch stammt, dann müsste ich wohl noch ein paar mehr ausrufezeichen hinter ihren satz packen. wie ihr seht: heute wird’s politisch. die rolle der französischen sprache in kanada. und ich merke an dieser stelle einfach zur erinnerung an: québec ist nicht kanada!

mein chef hat mich auf eine demonstration geschickt. die technischen details vorab: mein aufnahmegerät hat mich im stich gelassen, wenn es funktioniert hat, dann war es so windig, dass es mir die o-töne versemmelt hat und schweinekalt war es obendrein. soviel zum erfolg meines einsatzes.

montréaler herbst: protest gegen das gesetz 103

jetzt aber zum inhaltlichen: meine herren, ich hatte ja viel erwartet – aber das? was eigentlich ganz harmlos klingt, trifft den überzeugten québecer mitten ins herz. es ging um la loi 103 – das gesetz 103. das zu erklären ist nicht ganz einfach, ich versuche es aber trotzdem einmal.

die qua verfassung festgelegte landessprache québecs ist das französische. doch in der vergangenheit ist die französische dominanz stark ins wanken geraten. das englische hat in beruf und alltag immer mehr zugenommen. die wurzel allen übels sahen die stolzen québecer in einer ausnahmeregelung. die sprach-gesetze sahen vor, dass man der englischsprachigen minderheit in québec entgegenkommt, indem man folgendes zugesteht:

kinder dürfen auf eine staatlich finanzierte englischsprachige schule gehen, wenn

  • sie oder ihre geschwister bereits einen teil ihrer bildung an einer englischsprachigen schule erworben haben oder
  • mindestens ein elternteil des kindes anglophoner kanadier ist und seine bildung an einer englischsprachigen schule erworben hat.

soweit verstanden? gut. jetzt wird’s nämlich noch komplizierter.

immer mehr menschen haben diese regelung unterlaufen, indem sie ihre kinder für ein schuljahr (zum teil auch nur einige wenige monate) auf eine englischsprachige privatschule geschickt haben. damit hat das kind für sich und alle seine geschwister das recht auf eine weitere ausbildung an einer staatlich finanzierten englischsprachigen schulbildung erworben.

montréaler herbst: das französisch muss bleiben

im klartext: die ausbildung wurde immer häufiger an einer englischsprachigen privatschule begonnen und von den eltern bezahlt. dann wurde sie aber an einer englischsprachigen, vom staat québec finanzierten schule fortgesetzt. was also ursprünglich als entgegenkommen für die anglophone minderheit gedacht war, hat auch immer mehr französischsprachigen und vor allem zugewanderten québecern gefallen und sie haben die regelung systematisch unterlaufen. die québecer wurden also immer mehr von englisch-sprechenden menschen unterwandert und haben das auch noch bezahlt.

deshalb wurde im jahr 2002 ein gesetz verabschiedet, das das unterlaufen der ursprünglichen regelung erschweren bzw. unmöglich machen soll, um so die rolle des französischen zu stärken. laut statistiken (bereitgestellt von den französisch-befürwortern) hat das französische in montréal stark abgenommen: war es 1986 noch für 59,9 prozent der montréaler die muttersprache, sprachen 2006 nur noch 49,8 prozent der montréaler französisch als erste sprache. im übrigen québec war der französisch-rückgang übrigens nicht so stark ausgeprägt – dort sanken die werte im gleichen zeitraum von 82,9 prozent auf 79,6 prozent.

am 22. oktober 2009 hat der oberste kanadische gerichtshof (wohlgemerkt: nicht der québecer, sondern der kanadische gerichtshof in der hauptstadt ottawa) den québecern ihre modifizierte sprach-gesetzgebung untersagt. man dürfe vereinfacht gesagt das englische nicht so stiefmütterlich behandeln.

außerdem hat der gerichtshof eine frist bis zur umsetzung eingeräumt: genau ein jahr. wer also rechnen kann, der stellt fest: 22. oktober 2009 plus ein jahr – das ist ja ganz bald.

deshalb hat die québecer regierung das gesetz 103 auf den weg gebracht, das mit dem urteil des obersten kanadischen gerichtshofs im einklang steht, den alten umweg über die privatschule wieder erlaubt – und weite teile der eigenen bevölkerung absolut empört.

als offizielles argument wird ins feld geführt, dass gerade reiche familien sich eine englische ausbildung ihrer kinder erkaufen können und damit eine zweiklassengesellschaft entstehe. in wahrheit geht es aber um viel, viel mehr. die québecer sind äußerst stolz auf sich, ihre herkunft, ihre identität und vor allem ihre sprache. sie sind schließlich die einzige französischsprachige gruppe in ganz nordamerika. und aus dieser perspektive schauen sie auch gerne auf den rest kanadas.

montréaler herbst: "wir wollen keine kleinen amerikaner sein" - und wohl auch keine kanadier

so auch eine meiner gesprächspartnerinnen heute abend. sie hat mir erklärt: „die kanadier (man bemerke an dieser stelle die wortwahl! man versteht sich hier wirklich nicht als kanadier, sondern als québecer!) haben keine eigene identität. sie sind nur ‚kleine amerikaner‘. wenn wir hier unsere sprache aufgeben, dann werden wir auch kleine amerikaner – und das wollen wir nicht!“

 

und so ging es bei der demo heute richtig rund: ich würde schätzen, dass bei ekelhaftem wetter rund 2000 menschen im montréaler stadtzentrum versammelt waren. alle ausgestattet mit protest-aufklebern, großen fahnen und protest-schildern, eingepeitscht von prominenten vorkämpfern der franzöischen sache. ich habe auch des öfteren „vive le québec libre!“ (es lebe das unabhängige québec!) gelesen und gehört.

irgendwann hat es sogar einfach ausgereicht nur den namen „jean charest“, amtierender ministerpräsident québecs und führer der québec liberal party, zu nennen, um die menge zum buhen zu bringen. die integrationsdebatte läuft also im moment nicht nur in deutschland auf hochtouren!

in so einem umfeld ist es für einen ausländischen journalisten dann gar nicht so einfach, zu arbeiten. dank meines akzents war natürlich jeder zunächst einmal skeptisch, ob ich nicht doch ein heimlicher „anglophoner spion“ sei. ich konnte dann aber immer glaubhaft versichern, dass ich für einen französischen sender arbeite. sobald das geklärt war, habe ich dann auch bereitwillig auskunft erhalten – ohne dass jemand ein blatt vor den mund genommen hätte. ich bin gespannt, ob mein aufnahmegerät das tatsächlich alles mitgeschnitten hat. ich bezweifle es.

als schließlich die batterien ihren geist aufgegeben haben und ich vollkommen durchgefroren war, hab ich mich auf den heimweg gemacht. aber nicht direkt. auf diesen kulturschock musste ich erst einmal etwas essen. ich bin dann unterwegs kurzerhand in einem ur-québer restaurant eingekehrt. seine tür zierte ein großes goldenes m…

ps: leider konnte ich keine besseren bilder machen – ich hatte nur mein handy dabei.





off topic – geiler scheiß

18 10 2010

mein skurriles youtube-video des tages: ein konzert in der new yorker u-bahn – mit allem drum und dran aber dann eben doch ohne instrumente. ach mann, ich vermisse mein iphone…

 





„der bürgersteig muss weg!“

18 10 2010

ich war heute beim ersten musikvideo-dreh meines lebens. was eigentlich nach spaß klingt, war wirklich bitterer ernst. in kanada dreht man nämlich nicht einfach mal so gute-laune-musikvideos, hier hat das ganze einen politischen hintergrund – und zwar nicht zu knapp. aber der reihe nach.

in montréal gibt es die beiden stadtteile montréal west und lachine. ok, zwei stadtteile ist zuviel gesagt: lachine gehört zur stadt montréal, montréal west ist hingegen eine eigene gemeinde. sie gehörte mal zu montréal, ist seit einigen jahren aber eigenständig. ein bürgervotum hat das entschieden. problem an der geschichte: seit ihrer unabhängigkeit müssen die bewohner von montréal west die höchsten steuern in ganz québec zahlen, weil sie sich sonst solche späße wie müllabfuhr oder räumdienst nicht leisten können. das mal vorab.

möchte man mit dem auto aus dem zentrum von montréal nach lachine fahren, dann gibt es zwei möglichkeiten: entweder man nimmt die eine existierende verbindungsstraße, die durch montréal west führt, oder man fährt den längeren weg um montréal west herum.

für die einwohner von montréal west war die sachlage klar: wer nicht nach montréal west sondern nach lachine will, der soll gefälligst um ihr städtchen herum fahren. also haben sie sich überlegt, dass sie etwas unternehmen müssen. die lösung des problems: sie haben kurzerhand die verkehrsführung durch ihre gemeinde geändert. aus der durchgangsstraße nach lachine wurde eine einbahnstraße in die entgegengesetzte richtung. wer fortan nach lachine wollte, der musste kreuz und quer durch montréal west fahren, um in den angrenzenden stadtteil zu kommen.

das hat die menschen von lachine zwar geärgert, sie haben aber weiterhin die route durch montréal west genommen, um in ihr viertel zu fahren. das wiederum hat die einwohner von montréal west gestört – schließlich sollte ja niemand mehr durch ihr städtchen fahren. also haben sie überlegt und überlegt.

irgendwann hatten sie dann die idee: lasst uns die straße nach lachine durch einen bürgersteig blockieren. aber nicht durch irgendeinen kleinen bürgersteig, der den verkehr nur verlangsamt – nein, durch ein richtiges monster von einem bürgersteig. mit plastikstangen drauf. damit auch wirklich keiner mehr auf die idee kommt, diese route zu benutzen.

gedacht, getan.

Diese Diashow benötigt JavaScript.

mittlerweile trennt also ein mächtiger bürgersteig mitten auf der straße montréal west von lachine – zur freude der bewohner von montréal west, zum ärger der menschen in lachine.

diese müssen jetzt montréal west umfahren, um nach hause zu kommen. das ist zwar im normalfall lediglich ein umweg von ein paar minuten, in der rushhour kann daraus aber mal schnell eine viertelstunde werden. und nicht nur das. die lachiner haben weitere kritikpunkte:

  • die feuerwehr hat keinen einfachen zugang mehr zu ihrem viertel,
  • krankenwagen müssen auch einen umweg nehmen,
  • die polizei-patrouillen werden erschwert,
  • die einzige straße, die jetzt in ihren stadtteil führt, verläuft in der nähe einer bahnstrecke, auf der regelmäßig mit benzin und chemikalien beladene züge verkehren – was tun, sollte einer der züge verunglücken und die evakuierung des stadtteils lachine notwendig machen?

fragen über fragen aus denen in lachine inzwischen lautstarker protest geworden ist. die gerichtsprozesse und bürgerinitiativen laufen und die einwohner von lachine sprechen von „der neuen berliner mauer“ – und holen jetzt zum gegenschlag aus.

wie es sich für jede gute protestbewegung gehört, gibt es auch ein protestlied. und weil bürgerinitiativen in kanada mit ganzem herzen für ihre sache kämpfen, wird da richtig groß aufgefahren: der eigens getextete protestsong wird am kommenden wochenende im tonstudio aufgenommen und bekommt sein eigenes musikvideo.

da die chefin der filmproduktionsfirma, in der meine mitstipendiaten fabienne arbeitet, in lachine wohnt, ist sie natürlich am projekt beteiligt und dreht das musikvideo. so sind wir heute für die ersten aufnahmen durch lachine gezogen und haben bürger während ihrer sonntäglichen arbeit gefilmt – die kommen dann mit ins video.

am kommenden sonntag rückt dann schließlich die bürger-band mit ihrem aufgenommenen protestsong an und der musikalische part des videos wird gedreht. ich habe noch keine ahnung wie sich das tatsächlich anhören wird oder wie es letztlich ausschauen soll – aber spannend und ungemein amüsant finde ich das ganze ohnehin.

ich bin mal gespannt, ob es dann während des nächsten drehs auch zu spontanen protestkundgebungen kommen wird. falls nicht, muss ich wohl einspringen: „mister mayor, tear down that sidewalk!“ wir deutschen haben ja erfahrungen im einreißen von mauern – wieso sollte das nicht auch mit einem bürgersteig funktionieren…?





wochenende – tv-time!

17 10 2010

ja, klingt nicht gerade super spannend – kann es aber sein. vor allem, wenn man fernsehwerbung deutscher firmen im ausland sieht und dabei feststellen muss: hey, im ausland sind die ja durchaus viel witziger als auf dem heimatmarkt. und warum? der zauberbegriff heißt „vergleichende werbung“.

bei uns ist das zwar mittlerweile erlaubt, wird aber nicht soooo häufig eingesetzt. in nordamerika ist das aber durchaus gängig – ich erinnere an dieser stelle nur allzu gerne an die kleinen nickligkeiten zwischen coca cola und pepsi (spot 1, spot 2, spot 3).

und welche deutschen firmen könnten sich auf ähnliche art und weise und dann auch noch auf augenhöhe batteln? richtig: deutsche automobilkonzerne!

in nordamerika haben es wohl gerade audi und bmw aufeinander abgesehen. ich habe die tage den audi-spot gesehen – jetzt hat w&v darüber berichtet: audi hat einen spot produziert, der von der ewigen rivalität unter freunden erzählt. die geschichte vom zielstrebigen aufsteiger und vom zweiten sieger – „… unsere freunde bei bmw wissen genau, wie sich das anfühlt.“

jetzt aber bitte kein falsches mitleid mit bmw. vor ein paar monaten haben die selbst einen spot produziert, der gegen den mitbewerber schießt. hier die deutsche originalversion des spots:

und weil ich davon so angefixt war, hab ich einfach mal noch ein bisschen weiter gesucht und tatsächlich ein paar ältere spots gefunden, in denen man gerne die kollegen bei den anderen firmen ein bisschen auf die schippe nimmt:

und den hier kann ich leider nicht einbetten – deshalb den link:





regen von oben, unten und der seite

16 10 2010

pfälzer besuch, forrest gump, bratwurst-streit, ein daniederliegender öffentlicher personennahverkehr – eine ereignisreiche woche geht zu ende.

zu meiner großen freude durfte ich diese woche haßlocher besuch im schönen montréal begrüßen. feiertagsbedingt war die arbeitswoche allerdings kürzer als sonst – die arbeit aber trotzdem im normalen rahmen. naja… zum gemeinsamen abendessen hat es immerhin immer gereicht.

außerdem waren die pfälzer damen eine große unterstützung im seit tagen schwelenden bratwurst-streit. an dieser stelle danke ich den zahlreichen blog-, facebook- und e-mail-kommentatoren für ihre zumeist pro-pfälzer-broodworschd-kommentare. allerdings musste ich auch feststellen, dass ich

  • dann doch ein paar patriotische franken kenne, die mir hier wohl in die parade fahren wollen;
  • so manche freundschaft wohl nochmals überdenken sollte;
  • die noch schweigenden hardcore pfälzer mal zu einer äußerung bewegen muss!

heute sind die haßlocher schließlich abgereist. mich hat das ein bisschen, den lieben petrus wohl sehr traurig gemacht. er konnte auf jeden fall gar nicht mehr aufhören zu weinen. und einen üblen husten hatte er wohl auch. dauerregen und windböen sind eine unschöne kombination. ich habe mich auf dem weg zur arbeit und nach hause ein bisschen wie forrest gump in vietnam gefühlt.

wer sich nicht mehr daran erinnert: im video einfach mal bis 2:10 spulen. ungefähr so kam ich mir heute vor. nur eben ohne vietnam.

meine lektion des tages: ein qualitätsregenschirm muss her. vielleicht auch noch ein paar regenhosen. und ich habe mir zwischenzeitlich wirklich überlegt, ob ich mir nicht auch noch ein paar gefütterte gummistiefel zulegen sollte. schweinekalt war’s nämlich obendrein. ich hoffe mal, dass das nicht so bleiben wird.

da war ja auch noch die geschichte mit dem daniederliegenden öffentlichen nahverkehr. was genau passiert ist? ich kann es nicht sagen. ich komme auf dem weg zur arbeit in die métro-station, sehe, dass meine bahn noch steht, renne die treppen runter und hechte in den noch wartenden zug. und dann passierte nichts. gar nichts. für die nächsten zehn minuten.

ok, „gar nichts“ stimmt nicht: zuerst ging das werbelaufband im wagen aus, dann die eine hälfte der lichter, dann die andere und schließlich der motor des zugs. ich bin dann irgendwann wieder ausgestiegen, um mit einem bus zu fahren. da kam aber auch keiner. also bin ich dann mal schön gen sender marschiert. soll ja gesund sein. auf dem heimweg am abend ging dann wieder alles.

es war aber interessant zu sehen, mit welcher gelassenheit der gemeine montréaler auf derartige ereignisse reagiert. während in deutschland wohl der komplette zug in kollektives meckern und aufregen verfallen wäre, wurden hier eben einfach die zeitungen, bücher und ipods aus den taschen gezogen. jetzt hat man ja mal ein bisschen zeit. gaaaanz entspannt!

in diesem sinne: schönes wochenende!





pfälzisch-fränkische scharmützel

15 10 2010

liebe pfälzer leser, liebe fränkische leser,

it is on! wir haben beef – im doppelten sinn!

dieser tage ist in kanada ein handfester streit zwischen unseren beiden bevölkerungsgruppen entbrannt, der nur durch einen endgültigen richterspruch meiner leserschaft beigelegt werden kann (spätere beschwerden wegen eventueller statistischer unzulänglichkeiten innerhalb der gruppe der befragten können leider nicht berücksichtigt werden).

das pfälzische BKT mit fränkischem gast

da meine mitstipendiatin fabienne zwar in münchen wohnt, gebürtig aber aus der mittelfränkischen metropole nämbeerch (für alle nicht-franken: nürnberg) stammt, ist sie natürlich glühende verfechterin der nürnberger bratwurst. ihr gutes recht.

erwiesenermaßen falsch ist hingegen ihre behauptung, die nürnberger bratwurst sei die beste deutsche bratwurst überhaupt. als eingefleischtem pfälzer (für alle, die es nicht bemerkt haben: wortspiel-alarm!) treibt mir eine solche aussage natürlich nur ein mildes lächeln ins gesicht. es geht doch eben nichts über eine vernünftig deftige pfälzer bratwurst! ich bitte um rückmeldung aus der pfalz.

das pfälzische BKT (bratwurst kompetenz team), das diese woche in montréal zu besuch war, hat mich bereits nach kräften unterstützt. ich glaube allerdings, es braucht noch ein wenig überzeugungsarbeit von der pfälzer basis!

ps: da schreib ich die ganze zeit über bratwürste und hab selber seit einer gefühlten ewigkeit keine mehr gegessen. höchste zeit, dass sich das ändert! ich befürchte allerdings, ich werde mich noch ein gutes stück gedulden müssen…





es ist entschieden

14 10 2010

ich bin etwas überrascht ob des bart-abstimmungsergebnisses. ich hätte eigentlich damit gerechnet, dass meine „freunde“ zu 100 prozent für die assi-optionen „heiner brand/pornomatte“ oder „komplettrasur“ stimmen. das abgegebene votum deckt sich allerdings mit der von mir favorisierten idee: der bart kommt ab – aber nur ein bisschen.

wobei ich mir zwischenzeitlich ja schon wirklich überlegt hatte, ob ich nicht ein bisschen dem lieben william fitzsimmons nacheifern sollte – siehe bild…

der ist zwar kein kanadier, trägt aber fast immer mützchen und das gesichtshaar lang. im winter bestimmt nicht von der hand zu weisen! das war mir dann aber doch ein wenig zu krass. könnte auch spätestens beim nächsten grenzübertritt probleme bereiten. nur so ne vermutung.

jetzt hab ich mir also einen schönen kanadischen bartschneider gekauft und er wird dieser tage zum einsatz kommen. gaaaanz behutsam!